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Ein Blick über den nahen Tellerrand

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EUCOR
An der Freiburger Uni ein französisches Blockseminar zusammen mit Straßburger und Züricher Studierenden besuchen? Oder in Freiburg eingeschrieben sein und ganz unbürokratisch ein Seminar an der Uni Basel besuchen? Möglich macht’s die Europäische Konföderation der Oberrheinischen Universitäten, kurz EUCOR.  Angelika, Vanessa und Conrad erzählen von ihren EUCOR-Erfahrungen.

Besonders Berufstätige schätzen die Nähe Freiburgs zur Schweiz. Doch warum bis nach dem Studium mit dem Blick über den nahen Tellerrand warten? Unter dem Namen der Europäischen Konföderation der Oberrheinischen Universitäten (EUCOR) haben sich die fünf oberrheinischen Universitäten Basel, Freiburg, Strasbourg, Mulhouse-Colmar und Karlsruhe zusammengeschlossen und 2009 bereits ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert.

EUCOR bietet Studierenden dieser Universitäten die Möglichkeit zum unkomplizierten und grenzübergreifenden Studieren im Nachbarland: Während sie weiterhin an der Heimatuniversität eingeschrieben sind und studieren, können die EUCOR-Teilnehmenden zu Veranstaltungen im Gastland pendeln.

Um Veranstaltungen besuchen und Scheine machen zu können, müssen sie nur einen EUCOR Ausweis im International Office ausstellen lassen. Dafür ist ein Passfoto nötig. Mit diesem Ausweis können sie ohne weiteren bürokratischen Aufwand an der Gast-Universität studieren, die Bibliothek nutzen und in der Mensa essen.

Für den regelmäßigen wöchentlichen Besuch einer Veranstaltung können sie außerdem einen Fahrtkostenzuschuss erhalten.

Von ihren Erfahrungen mit ihrem Studium im Dreiländereck berichten Angelika, Vanessa und Conrad:
Angelika

Angelika, 23, Englisch, Spanisch und Französisch auf Lehramt

Trinationale Seminare mit EUCOR

 

Für Angelika kam das Seminar über „Grammaticographie“, die französische Grammatikschreibung, gerade richtig: „Normalerweise findet man Veranstaltungen mit solchen Themen selten im Vorlesungsverzeichnis. Bei EUCOR-Seminaren kommt das schon öfter vor, weil sie ein Steckenpferd des leitenden französischen Professors sind.“

An dem Seminar über französische Sprachwissenschaft, das auf Französisch gehalten wurde, nahmen je zehn Studierende aus Freiburg und Straßburg sowie fünf Studierende aus Zürich teil. Es fand an zwei Wochenenden in Freiburg und Straßburg statt, die Teilnehmer fuhren in der Gruppe ins Gastland und übernachteten zum Teil bei den jeweiligen Gastgebern, zum Teil im Hotel.

Ausschlaggebend für Angelikas Teilnahme war auch, dass das Seminar blockweise stattfand: „Bei drei Fächern ist die Organisation oft schwierig.“ Außerdem würden an der Freiburger Uni selten Seminare in französischer Sprache angeboten.

So konnte sie bei diesem Seminar ihre Sprachkenntnisse trainieren, die sie bereits während eines viermonatigen Praktikums an einem College in derNormandie praktiziert hatte.

 

 

Conrad

Conrad, 23, Soziologie, Philosophie

EUCOR als Sprungbrett ins Studium in Basel

 

Conrad entdeckte mit EUCOR die Möglichkeit, trotz Bologna-Reform noch einmal seinen Studiengang zu wechseln: Sein Jahrgang war der vorletzte, der mit dem Magisterstudium beginnen konnte, und zu dem Zeitpunkt, zu dem er an einen Fachwechsel dachte, war die Frist dafür schon abgelaufen.

Mit seiner Fachwahl Politik war er nicht zufrieden und wollte stattdessen gern auf Philosophie umsteigen. „Als ich im Sommersemester 2007 zwei Seminare mit EUCOR besuchte, wurden mir die Möglichkeiten bewusst  in Basel auf Bachelor Soziologie und Philosophie zu studieren. Zuerst war ich als EUCOR-Student eingeschrieben, und zum Wintersemester 2007/08 habe ich mich in Freiburg exmatrikuliert und in Basel eingeschrieben. Bei der Anrechnung der Scheine waren die Basler sehr kulant.“

Das BA-Studium werde in Basel flexibel gehandhabt. Auch sei der Weg von der ‚alten Freiheit’ in die ‚neue Verschultheit’ recht unkompliziert gewesen: Studierende würden einem Curriculum folgen, doch das schweizerische Lizentiat, das dem deutschen Magister ähnelt, unterscheide sich nicht allzu sehr vom Bachelor/Master-System.

„Im Lizentiat gab es zum Beispiel die Möglichkeit, mit einem Professor ein ‚learning contract’ zu schließen: Man traf sich in selbst gegründeten Gruppen, um ein frei gewähltes Werk zu lesen, und diskutierte einmal im Monat mit einem Dozierenden darüber. Am Ende schrieb man über ein frei gewähltes Thema seine Hausarbeit. Diese Möglichkeit ist im BA/MA-System erhalten geblieben“.

Als Unterschied zum Studium in Freiburg hat Conrad vor allem bemerkt, dass es an der Basler Universität familiärer zugehe. „Ich habe den Eindruck, dass mehr Wert auf persönlichen Austausch gelegt wird. Man kennt sich einfach am Institut. Zum Beispiel habe ich ziemlich schnell einen Schlüssel für die Fachbibliothek bekommen.“

Auch die höheren finanziellen Mittel der Universität sind ihm aufgefallen: Anschaffungen, die von studentischer Seite vorgeschlagen würden, würden meist problemlos genehmigt. Außerdem würden regelmäßig Gastdozierende aus der ganzen Welt zu Kolloquien eingeladen und Workshops mit Koryphäen aus der Philosophie veranstaltet.

Conrads Fazit zu seiner EUCOR-Erfahrung: „Es ist ein kleinerer Schritt als mit Erasmus ins Ausland zu gehen, man muss sich nicht sofort auf was Neues einstellen. Und wenn man mal eine andere Stadt sehen will, ermöglicht dieses Programm das sehr unproblematisch.“

 

 

Vanessa, 24, Soziologie,  Gender Studies und BWL
Vor der Magisterarbeit „noch mal was andere sehen“

 

„Ich wollte noch etwas Sinnvolles tun, bevor ich mit meiner Magisterarbeit beginne, und habe durch eine Freundin von EUCOR erfahren. Deshalb habe ich einmal in der Woche in Basel ein Gender-Seminar über die ‚Schöne neue Neurowelt’ besucht.“

Dabei ist ihr vor allem der moderne technische Standard der Gast-Uni aufgefallen: „Es gibt zum Beispiel einen Flachbildschirm, der die aktuellen Veranstaltungen anzeigt, wie auf den Tafeln im Freiburger Hauptbahnhof“. Die Leistungsanforderungen schienen ihr im Vergleich zu Freiburg höher, was jedoch daran gelegen haben könne, dass sie während des Semesters mehrere kleinere Arbeiten abgeben musste statt wie gewohnt nach Abschluss des Seminars eine Hausarbeit.

Eigentlich hatte sie während ihres Studiums ein Auslandssemester in England machen wollen, was sie jedoch aus finanziellen Gründen nicht umsetzte. Ein Ersatz für einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land seien die Erfahrungen in Basel nicht gewesen. Aber es habe Spaß gemacht, mal eine andere Uni zu sehen und EUCOR „auf jeden Fall eine spannende Möglichkeit“.

 

Weitere Erfahrungsberichte gibt es als pdf-Dateien auf den EUCOR-Seiten der Uni

 

Einen Bericht zu Eucor gibt es auch bei uni.tv:

http://www.uni-tv.uni-freiburg.de/alma/sendungen-2010/sendung-69

 

Infos zu EUCOR

www.studium.uni-freiburg.de/international/eucor

www.eucor-uni.org

www.unibas.ch

www.unistra.fr

 

 

 

 

 

Fotos:
Foto Bücher France: Lulla - Fotolia.com
Angelika, Conrad: Monika Welker

 


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